Freitag 19. September 2025

Gottes Gebot im Herzen

Sozialpredigt zum 15. Sonntag im Jahreskreis  (13.07.2025) im Jahreskreis, Lesejahr C
Autorin: Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Seelsorgerin Wels – St. Franziskus, Pastoralvorständin

Evangelium: 
Dtn 30,9c-14 (erweiterte Fassung 
mit den Versen 1-14 empfohlen); 
Lk 10,25-37

Liebe Geschwister in Gott!

 

Ich bin nicht mehr von der jüngsten Generation, und dieses Zeichen [mit beiden Händen ein Herz formen] kann ich noch nicht so lange. Wissen Sie alle, was das heißt?


Jemand, den meine Stimme nicht erreicht (z. B. weil es unpassend ist zu schwätzen oder einander durch den Raum etwas zuzurufen), kann dieses Herz sehen – und weiß, dass ich mich mit ihm verbunden fühle, dass ich dankbar bin, dass ich froh bin, dass es diese andere Person gibt. Vielleicht war das früher eine Kusshand, ein „geschmissenes Bussi“, aber das hier finde ich wärmer, herzlicher und auch nicht so intim, als wenn ich jemandem ein Bussi geben würde. Diese Zeichen des Herzens (auch als Emojis in elektronischen Nachrichten) haben es leichter gemacht, sich herzlich zu bedanken oder einander verbunden zu zeigen. Sie machen es uns leichter, Gefühle zu zeigen.

 

In beiden Lesungstexten geht es heute um das Herz – und dieser biblische Begriff für „Herz“ deckt ein wenig mehr ab, als wir hier mit Herz assoziieren: vertraut ist uns das Herz als der Raum der Gefühle, zugleich ist es die Mitte, der Sitz der Erkenntnis und des Verstandes, und der Raum des Willens, also das ganze menschliche Innere.
 
Gott gibt den Menschen seine Gebote, und die verinnerlichen sie. Das hat wunderbare Folgen – Gott führt sie aus der Versprengung zusammen, gibt ihnen einen Platz zum Wohnen und schenkt ihnen Glück.

 

Es ist die Rede davon, dass Gott das Herz beschneidet (sogleich denken wir an die Beschneidung der Vorhaut von männlichen Kindern im Judentum und auch im Islam). Das drückt die Verbindung von Mensch und Gott aus, und dass der Unglaube weggeschnitten wird und sich Menschen ganz Gott zuwenden. Gott will sich einschneiden, oder moderner gesprochen einschreiben (oder heute: tätowieren) in den Menschen, in seine Gefühle, seinen Willen und seinen Verstand. Die Gebote Gottes sind dann in meinem Herzen, nicht mehr wegzubekommen, und ich kann gar nicht anders, als nach ihnen zu leben – als ein gutes Leben zu führen.

 

Diese Gebote – aufgefächert in hunderte Gesetze samt ihren Auslegungen – lassen sich „eindampfen“ auf die Goldene Regel: Wie du behandelt werden willst, so behandle auch die anderen. Jesus formuliert: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst (und will, dass man sich selbst auch liebt). Eingebettet ist das alles in die Liebe zu Gott, die Rahmen und Kraft gibt für die tägliche Liebe zu allem, was lebt.

 

Dieses grundlegende Gebot der Liebe ist kein Ding der Unmöglichkeit (auch wenn man in gefinkelten moralischen Fragen immer auch überlegen muss). Es geht nicht über unsere Kraft (auch wenn es uns fordert), das ist machbar. Dieses Gebot der umfassenden Liebe ist auch nicht fern von uns – wer sehnt sich nicht nach einem liebevollen Leben, beginnend bei kleinen Kindern? In jeder Kultur gilt diese Regel, sie gilt für alle Altersgruppen und Menschen, sie macht keinen Unterschied bezüglich Verwandtschaft, Nationalität, Attraktivität oder Kontostand. Ganz nah ist uns diese Grundregel, einander zu lieben (und zu respektieren), in unseren Herzen eingeschrieben, und es ist möglich, danach zu leben.
 
Wie sehr das Herz der Ort dieser universalen Lebensregel ist, überraschte mich fast, als ich die Texte mehrmals gelesen habe. Aber damit Regeln, Richtlinien für unser Leben wirksam werden, muss ich sie verinnerlichen, oder noch besser – sie kommen aus mir heraus, sind mir vertraut und nicht fremd. Was mich im Inneren bewegt (wie das Mitleid des Samariters), gibt den Kompass vor. Auch die Barmherzigkeit (der biblische Begriff lässt den Mutterschoß mitschwingen) kommt aus dem Inneren. Mich rührt an, wenn andere verletzt, hungrig, traurig, verzweifelt sind. Ich schwinge mit und lasse zu, selber weich zu sein und auf diese Hilfsbedürftigkeit der anderen zu reagieren. Ich verstehe, dass ich etwas zu tun habe – und ich stimme zu, ich will es. Das macht mich zu einem menschlichen Menschen, und das Herz gibt die Richtung vor.

 

Wenn Gott sich einschreibt in unsere Herzen, zeigt es Wirkung: Hilfe, Menschlichkeit, Barmherzigkeit, Nähe, Unterstützung, Solidarität. Eine Welt, die getragen ist von diesen Grundhaltungen, wird voller Segen sein. So bekommen wir geschenkt, was Gott uns verheißt. Ein Lächeln kommt zurück, eine geschenkte Stunde, eine Spende, Hilfe für andere, Vergebung. Wir alle haben das auch schon erfahren.
 
Wir halten uns an das Gebot der Liebe, es ist unser innerer Kompass, und es wird uns zum Segen geworden sein. [Herzsymbol] Amen.

 

 

Fürbitten
Gott, du hast dich in unser Herz eingeschrieben. Du willst, dass unser Zusammenleben gelingt und wir unseren Teil dazu beitragen. Wir bitten dich für unsere Welt:
*   Sei denen spürbar nahe, die Wege des Friedens und der Gerechtigkeit              suchen.
*  Sei denen spürbar nahe, die die Not der Vertriebenen, Verletzten und               Hungernden lindern.
*  Sei denen spürbar nahe, die um die Bewahrung der Natur kämpfen.
*   Sei denen spürbar nahe, die deinen Willen in schwierigen Situation zu             erkennen suchen.
*   Sei denen spürbar nahe, die krank und einsam sind.
*   Sei denen spürbar nahe, die Verstorbene betrauern und verzweifelt sind.

 

Gott, du gehst in unserem Leben mit. Bleib uns mit deiner Liebe nahe – durch Jesus Christus, unseren Herrn und Bruder. Amen. 

 

Sozialpredigt Download:

 

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